Sonntag, 9. November 2025

guerrilla classics
Resonanzraum #006 – „Morty was my biggest fan“

Palais de Mari
Morton Feldman (1986)

But to Fashion A Lullaby for You
Bunita Marcus (1998)

Lis Marti & Annie Aries
Lis Marti (p) & Annie Rüfenacht (sound art)

Morton Feldman war eine der namhaftesten Figuren der New Yorker Avantgarde nach dem Zweiten Weltkrieg. Und sie seine Schülerin, heute hauptsächlich bekannt als Widmungsträgerin seines Stücks “For Bunita Marcus”. Seit ihrer ersten Begegnung im Jahr 1976  bis zu Feldmans Tod im 1987 führten die beiden allerdings eine enge Beziehung, einerseits geprägt durch eine hohe gegenseitige Wertschätzung und kreativen Austausch auf Augenhöhe, andererseits aber auch durch ein Machtgefälle und Übergriffigkeit bis hinein in eine gewisse künstlerische Ausbeutung, wie die Komponistin in den 2000ern öffentlich machte.

Die Berner Pianistin Lis Marti, spezialisiert auf zeitgenössische Musik mit einem besonderen Fokus auf queerfeministische Themen, spielt das von Bunita Marcus angeregte Stück “Palais de Mari” (1986) von Feldman, das in seinen gut fünfundzwanzig Minuten Spielzeit die Essenz seines gesamten Schaffens auf engem Raum verdichten sollte. Als er dem Krebs zum Opfer fiel, verfasste sie zu seinem Gedenken das Klavierstück „But to Fashion A Lullaby for You“, das sie 1998 noch einmal überarbeitete. Im “Resonanzraum” treffen die beiden Stimmen auf Augenhöhe aufeinander. Die in Bern ansässige Komponistin und Klangkünstlerin Annie Rüfenacht aka Annie Aries lässt sich von den beiden Stücken zu einer Intervention inspirieren.

Türe 14:30 Uhr  |  Programm 15 Uhr

Dienstag, 11. November 2025

Misterioso Jazz Club

JeJaWeDa Quartet
Jaap Blonk (voc, elec), Jeb Bishop (pos, elec), Damon Smith (b) & Weasel Walter (dr)

Der grosse niederländische Klangpoet und Improvisator Jaap Blonk, der Posaunenvirtuose Jeb Bishop und die vielseitige und kraftvolle Rhythmusgruppe mit Damon Smith am Kontrabass und Weasel Walter am Schlagzeug fanden im Frühjahr 2019 zusammen. Jaap Blonk zeichnet sich durch seine kraftvolle Bühnenpräsenz und seine spielerische Freiheit in der Improvisation aus, kombiniert mit einem ausgeprägten Gespür für Strukturen. Der frenetisch umtriebige Weasel Walter entlockt einem (meist) konventionellen Schlagzeug unzählige Klangfarben, bringt aber auch ein starkes performatives Element in das Geschehen ein. Jeb Bishop ist ein aussergewöhnlicher Improvisator und einer der besten lebenden Posaunisten im Bereich der improvisierten Musik. Der unermüdliche Kontrabassist Damon Smith erweitert sowohl die Klangwelt seines Instrumentes als auch die Rollen, die er in einem Ensemble spielen kann. Was mit diesem Quartett geschieht oder nicht geschieht, kann man nur vermuten. Die bisherigen Auftritte reichten von zarten kammermusikalischen Texturen bis hin zu regelrechten elektronischen Schmelztiegeln.

Türe 20 Uhr  |  Programm 20:30 Uhr

Dienstag, 18. November 2025

Misterioso Jazz Club

Lardon-Pliakas-Wertmüller
Marc Lardon (bcl, elec), Marino Pliakas (b) & Michael Wertmüller (dr)

Der Bassist Marino Pliakas und der Schlagzeuger Michael Wertmüller, beide bestens bekannt aus dem Trio Full Blast mit Peter Brötzmann sowie Zusammenarbeiten mit namhaften weiteren Künstlern von John Cale über Holger Csukay bis Keiji Haino, bilden mit dem Bündner Bassklarinettisten und Elektroniktüftler Marc Lardon ein neues Trio. Mit viel Energie, schroffen Sounds und abrupten Richtungswechseln fangen sie das Publikum ein und nehmen es auf ihre orkanhafte Reise mit.

“Ein Zwitter aus Techno und Metal, in Schweizer Präzisionsarbeit zum Rasen gebracht, mit Double-Bassdrum-Brainstorming, wuchtigen Überkreuzschlägen und donnergöttlichem Cymbalgeschmetter. Pliakas traktiert seinen Steamboat-Switzerland-Bass mit furiosen Arpeggi, Glissandi und Slidepitching, steigt mit beiden Füssen auf seine ‹Tretminen›, um die komplexen Notenfolgen (…) in Überwältigung zu verwandeln.” (Bad Alchemy 75)

Türe 20 Uhr  |  Programm 20:30 Uhr

Dienstag, 25. November 2025

Misterioso Jazz Club

Kaptajn Ørentvist
Giancarlo Schiaffini (pos), Jørgen Teller (steelstring g) & P.O. Jørgens (dr, perc)

Die italienische Posaunenlegende Giancarlo Schiaffini tut sich mit den beiden dänischen Veteranen Teller & Jørgens alias Kaptajn Ørentvist zusammen. In den letzten Jahren tourte das Trio durch Dänemark und Italien. Nach einer der Tourneen nahmen sie das Album „Grappa Rules“ im Jørgens Ninth World Studio auf – und trotz des Titels des Albums war dabei kein Alkohol im Spiel. Die Musik ist sehr offen und akustisch – mit viel Raum. Es ist offensichtlich, dass die drei von Anfang an perfekt aufeinander abgestimmt sind, und die Musik auf dem Album von den Wochen profitiert, die sie gemeinsam auf Tour verbracht haben.

Türe 20 Uhr  |  Programm 20:30 Uhr

Dienstag, 2. Dezember 2025

Misterioso Jazz Club

Silvervest
Kim Zombik (voc) & Nic Caloia (b)

Silvervest ist das Duo-Projekt der Poetin Kim Zombik und des Kontrabassisten Nic Caloia, das sich im Bereich Storytelling, Soundscapes, Jazz und Jangling bewegt. Silvervest bietet frische Musik, die intuitiv und kraftvoll ist. Kims Arbeit beschäftigt sich mit Ästhetik und Ideen, die von ihren Erfahrungen als Frau der afrikanischen Diaspora inspiriert sind. Oder in den Worten von Josef Woodard im Downbeat: “In terms of inventive new concepts with historical roots, Montreal’s Silvervest […] cooks up a sound that is savory, witty and flecked with surprising twists, with hints of Abbey Lincoln, Billie Holiday and hip-hopping post-beat poetry. Stir and enjoy.”

Türe 20 Uhr  |  Programm 20:30 Uhr

Dienstag, 9. Dezember 2025

Misterioso Jazz Club

Limite
Mário Peixoto (BR 1931, 116 min)

Bella Comsom & Iokoi
Bella Comsom (DIY, elec) & Mara Miccichè (voc, elec)

Im zarten Alter von 22 Jahren nimmt sich der brasilianische Cineast und Dichter Mário Peixoto vor, einen von Grund auf poetischen Film zu erschaffen. Sein Film verzichtet nicht zur Gänze auf Narration, diese verläuft sich jedoch stets. Der Name ‚Limite‘ im Sinne von Grenze ist Programm. Was den Film in seinem Innersten zusammenhält, ist der ständige Verweis auf ein zeitlich und örtlich anderes, das jenseits der durch das Medium aufgezwungenen Linearität und ausserhalb des durch die Kamera vorgegebenen Rahmens stattfindet. Peixoto selbst hat seinen Film einen verzweifelten Schrei um Resonanz, und nicht um Verständnis genannt.

Vertont wird dieses zu Unrecht viel zu wenig bekannte Meisterwerk von der brasilianischen Klangtüftlerin Bella Comsom an analoger Elektronik und selbst erbauten Instrumenten zusammen mit der Zürcher Sängerin und Live-Elektronikerin Iokoi. Die beiden Ausnahmemusikerinnen haben sich 2019 anlässlich einer Tour des IOIC in São Paulo kennengelernt und treten im Misterioso Jazz Club erstmals gemeinsam auf.

Türe 20 Uhr  |  Programm 20:30 Uhr

Dienstag, 16. Dezember 2025

Misterioso Jazz Club

CD-Taufe “aǝl“
Sbire Records

Anouck Genthon solo
Anouck Genthon (vl)

aẓǝl „Violinenklang” geht auf Anouck Genthons langjährige Beschäftigung mit der Musik der Tuareg im Niger zurück, und insbesondere des Klanges und der Spielweise der Anzad, einer einstimmigen Fiedel, die traditionell von Frauen gespielt wird. Die Besonderheit ihres Klangs und ihrer Spielweise blieben ihr im Gedächtnis und wirkten sich viele Jahre später auf ihren eigenen Geigenklang aus. Aus dieser Prägung heraus entstand dieses Solostück, das diese Verbindung von Genthons Haltung als Ethnomusikologin zu ihrer Haltung als Musikerin, vom Klang der Anzad zum Klang der Geige, nachzeichnet und fortsetzt.

***

Leimgruber-Zimmermann
Urs Leimgruber (ss) & Tizia Zimmermann (acc)

Der Saxofonist Urs Leimgruber, Gründungsmitglied der legendären Band OM, ist auch bekannt für seine Arbeiten im Duo. Auf seiner dritten CD mit ausgewählten Duo-Partnerinnen und -Partnern sticht insbesondere dasjenige mit der jungen Akkordeonistin Tizia Zimmermann hervor. Die beiden verstehen sich offensichtlich gut und es ist eine wahre Freude zu lauschen, wie die Klänge, Cluster und Rascheln von Zimmermanns Tasten- auf Leimgrubers vielfältige, von Ideenreichtum strotzende Auseinandersetzung mit seinem Blasinstrument treffen.

Türe 20 Uhr  |  Programm 20:30 Uhr

Dienstag, 3. März 2026

Misterioso Jazz Club

Camille Émaille & Anna Frey
Camille Émaille (dr, perc) & Anna Frey (voc)

Die Performances der Improvisationsvirtuosin Camille Émaille, zwischen Gongs und Fässern, Becken und Fellen, sind sowohl Seiltanz als auch Klangskulptur. Es ist eine zugleich prekäre und spektakuläre Architektur, die sich da zusammenfügt, eine zarte und angespannte Dramaturgie, ein graziles und animalisches Körper-an-Körper mit einem Klangmaterial, das sie knetet und betätigt.

Auf und durch dieses Musikgebilde, bewegt sich die Rapperin und Lyrikerin Anna Frey, mal erzählerisch, mal stotternd, mal in souveränem Flow, mit ihren poetischen, melancholischen und absurden Texten. Das Publikum darf gespannt sein, auf das unmittelbare Zusammenspiel dieser zwei eigenwilligen Musikerinnen.

Türe 20 Uhr  |  Programm 20:30 Uhr